Stunde Null

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Eine Zeitreise in die Nachkriegsjahre

WIEDERAUFNAHME
Theaterstück aus Gedichten von Erich Kästner
vertont von Edmund Nick.

Uraufführung im Jahre 2006 unter dem Titel:
„Das Leben ohne Zeitverlust“


„Wir traten vor das halbe Haus
und sahen nur: Der Krieg ist aus.
Und standen in den Scherben.“

Mai 1945. München liegt in Schutt und Asche, zerstört von 60.000 Spreng- und 500.000 Brandbomben. Über 300.000 Menschen sind obdachlos, 22.346 kommen nie wieder.

Zwei Menschen lernen sich unter erschwerten Bedingungen kennen, mit all dem Gräuel im Kopf und vor den Augen. Eine Frau vermisst ihren im Krieg verschollenen Mann, ist zerrissen zwischen Treue und dem Willen zu leben. Bei der Suche nach einer Unterkunft lernt sie einen Mann kennen, der den Krieg mit seinem Bechstein-Flügel im Keller verbracht hat – und beschließt, dass zu zweit das Überleben leichter ist. Es ist nicht unbedingt die große Liebe, aber es ist eine pragmatische Liaison auf Zeit, weil man leben will.

„Diese Zeit ist meine Zeit.
Ich taug so viel wie sie.
Ich bin der Leib. Sie ist das Kleid.
Diese Zeit ist meine Zeit.
So schön war’s noch nie!“

Zwischen Freude und Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Zuversicht, Lust und Trauer stürzt man sich ins Leben
– ohne Zeitverlust.

Erich Kästner und der Komponist Edmund Nick

U.a. Aldo von Pinelli, Mascha Kaléko und Werner Finck schrieben Texte für diesen feinnervigen und vielseitigen Komponisten, vor allem aber Erich Kästner, mit dem er seit 1929 zusammenarbeitete – ehe beide von den Nationalsozialisten verboten wurden. Das Künstlerteam gründete 1946 in München das erste deutsche Nachkriegskabarett „Die Schaubude“ und gemeinsam schufen sie über 60 zeitlos aktuelle Kabarettsongs. Der überwiegende Teil dieser Chansons ist nur als Autograph im Hausarchiv von Dagmar Nick erhalten. Dort fand sich auch ein lange verschollenes Chanson von Erich Kästner „Leises Besäufnis“, das zum ersten Mal seit 80 Jahren wieder zu hören sein wird.

Jahrzehntelang hat die Schriftstellerin Dagmar Nick, die Tochter des Komponisten Edmund Nick, die Songs ihres Vaters verwahrt. Sie überließ der Sängerin und Schauspielerin Susanne Brantl an die hundert Chansons, um diese lang vernachlässigten Werke neu zu interpretieren.

Susanne Brantl, Gerold Huber und die Regisseurin Eva Demmelhuber lassen in dem eigens konzipierten Theaterstück diese lang verschollenen Texte aus Kästners und Nicks „Schaubuden-Zeit“ wieder lebendig werden.

(Egbert Tholl)

 

Süddeutsche Zeitung

Uraufführung „Das Leben ohne Zeitverlust“

Trauer, Überlebenskampf und Aufbruchswille prägten die Jahre nach 1945, und selten ist diese schwankende Stimmungslage so eindringlich, so zupackend beschrieben worden.
(…)
Die Schauspielerin Susanne Brantl haucht den Liedern bei der szenischen Uraufführung in der Black Box des Gasteigs so souverän und selbstverständlich neues Leben ein, als seien sie einst für sie persönlich geschrieben worden.

(Egbert Tholl)

 

tz münchen

Kunststück

Münchens literarisches Kabarett der ersten Stunde – das war „Die Schaubude“ in der Reitmorstraße, wo Erich Kästner und der Komponist Edmund Nick mit ungewöhnlich scharfzüngigen Nummern auftraten. Zum 60. Geburtstag dieses Etablissements hat Schriftstellerin Dagmar Nick, die Tochter des Komponisten, der Diseuse Susanne Brantl den unbekannten Nachlass zur
Neuinterpretation überlassen. Die Sängerin und Schauspielerin hat mit dem versierten Pianisten Gerold Huber unter Eva Demmelhubers Regie ein musikalisches Theaterstück aus vertonten Kästnergedichten zusammengestellt.

Ein Kunststück, denn nur über Chansons und Songs, manchmal verknüpft durch gesprochene Liedzeilen, wird die Geschichte vom
„Leben ohne Zeitverlust“ in der Black Box erzählt. Sie beginnt in einem zerbombten Keller, wo unter einer alten Pferdedecke ein Flügel auftaucht. Hunger, Verzweiflung, Hoffnung prägen die Texte, als „Nichts als Schutt“ auf den Straßen lag, aber „Noch Sterne über den Ruinen“ leuchteten. Susanne Brantl fasziniert durch staunenswerte Wandlungsfähigkeit nicht nur mit ihrer Stimme, die vom warmen Timbre blitzschnell in kämpferische Schärfe wechseln kann. Sie beherrscht sämtliche Facetten zwischen verlorenem Kellerkind, tüchtiger Trümmerfrau und frivolem Vamp.

(Barbara Welter)

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Regie:
Eva Demmelhuber

Gesang:
Susanne Brantl

Flügel:
Gerold Huber

Alles auf Anfang

Die Stunde Null in der Schule

Speziell für Schulen bieten wir Sondervorstellungen mit Vor- bzw. Nachbereitung an.

Geschichte zum Anfassen

v.a. für die Fächer Geschichte, Sozialkunde, Deutsch, Religion und Musik

Die 93 Jahre junge Zeitzeugin Dagmar Nick
(Grande Dame der deutschen Lyrik, Mitglied im PEN und in der Akademie der schönen Künste, schon mit 17 Jahren von Erich Kästner gefördert, die Tochter des Komponisten Edmund Nick (nach dem Krieg Chefdirigent der Bayrischen Staatsoperette, heute „Staatstheater am Gärtnerplatz“ und enger Freund Kästners) erzählt auf Wunsch von der Zeit der Schaubude, dem ersten literarischen Kabarett der Nachkriegszeit. Die Zuhörer erfahren, wie und warum ein Song enstanden ist, wie z.B. „O Du mein Österreich“, der im besagten Nachbarland bewirkte, dass die Werke Kästners n a c h dem Krieg mehrere Monate verboten wurden… oder von einem Bild, das den Weg aus dem zerbombten Berlin auf abenteuerliche Weise nach München geschafft hat…

Für Schüler und Lehrer besteht die Möglichkeit der Vor- bzw. Nachbearbeitung mit Information über die Zeit von 1945 bis 1949 in Deutschland anhand des Schaffens der Künstler Kästner, Nick und deren Kollegen an der „Schaubude“ – die schwankende Stimmungslage dieser Jahre nach 45 sind zupackend und eindringlich, werden sinnlich erfahrbar.